FC Arbeitslos

FC Arbeitslos - Zurück ins grosse Spiel


DAS INTERVIEW

Mit Peter Neururer

DAS INTERVIEW Foto: MG RTL D / Frank W. Hempel
Der Chef-Trainer des Camps ist Bundesliga-Urgestein und Kult-Trainer Peter Neururer (Jahrgang 1955). Mit seiner Erfahrung, seinem Know-How will er die Jungs in kürzester Zeit sportlich voran bringen. Bei der erfolgreichen Vermittlung der Kicker helfen seine zahlreichen Kontakte im Profi-Fußball.

Was hat dich und Frank "Funny" Heinemann motiviert während der Arbeit mit den Spielern?

"Wir wollen die Jungs an ihr Optimum bringen, das ist unsere Motivation! Optimum in Bezug auf sportliche Leistungsfähigkeit. Dabei soll in der Kürze der Zeit, in der wir mit den Jungs zusammen trainiert haben, auch das Menschliche mit einfließen. Und natürlich entsteht auch eine Nähe zu den Spielern. Klar, man sorgt sich auch, ob die Jungs wieder zurück ins Geschäft kommen. Können sie wieder eine Unterschrift unter einen Vertrag setzen oder halt nicht?"

Wie würdest du die Trainer-Arbeit von dir und Frank "Funny" Heinemann beschreiben?

"Funny und ich sind Trainertypen, die viel auf emotionaler Basis arbeiten: Wir stellen eine enge Verbindung zu den Spielern her."

Was meinst du mit emotional? In welcher Verfassung sind die Fußballer, wenn sie zu euch kommen?

"Wenn die Spieler zu uns ins VDV-Proficamp kommen bzw. gezwungenermaßen bei uns auftauchen, dann haben sie den letzten Rettungsanker geworfen! Eine sehr emotionale Angelegenheit."

Was macht das mit euch beiden?

"Wenn wir sehen, dass der eine oder andere kämpft und dann auch noch mit einem neuen Vertrag belohnt wird, dann ist das eine sehr emotionale Situation für uns – eine regelrechte 'Prämie'. Eigentlich würde man ja sagen 'Wir sehen uns gerne wieder', aber nein, wir sind froh wenn wir die Spieler nicht wieder sehen – im Camp! Denn das würde bedeuten, dass sie keinen Vertrag unterschrieben haben bzw. ihren Job erneut verloren haben. Wir möchten, dass die Jungs so schnell wie möglich wieder in den Job einsteigen, den sie so sehr lieben und zuvor verloren haben."

Zurück zu eurer Trainer-Arbeit: Wie sieht die genau aus, wie teilt ihr euch die Aufgaben auf?

"Die Trainingsinhalte sind vorher abgesprochen. Natürlich sind die variabel, weil wir jeden Tag mit unterschiedlichen Spielertypen bzw. mit einer unterschiedlichen Anzahl an Spielern arbeiten. Derweil war nicht jede Position besetzt, dann mussten Spieler auf Positionen spielen, die sie eigentlich gar nicht spielen konnten. Wir haben den Jungs klar gemacht, warum wir das machen, und dass sie als Mannschaft auftreten müssen. Fußball ist ein Mannschaftssport!"

Wie war die Team-Dynamik?

"Gewisse Verhaltensweisen innerhalb eines Teams sind im Prinzip immer gegeben, müssen gegeben sein, ansonsten kann ich keine Leistung bringen. Das Klima im Team selbst war ganz hervorragend. Ein Frustrationsmoment ist nicht eingetreten, weil jeder seine Chance gesehen hat, wieder unter Vertrag zu kommen. Alle haben sich reingehängt bei den Trainingseinheiten."

Und wie ist die Dynamik zwischen dir und Funny?

"Wir sind befreundet und haben in Bezug auf Fußball die gleiche Wellenlänge. Wir denken über Fußball gleich und wir lassen nach Möglichkeit, je nachdem welche Spieler wir haben, den gleichen Fußball spielen. Rein vom ideellen Gedankengut sind wir auf einer Ebene. Im Camp kann man nur Hilfestellungen geben. Und dafür haben Funny und ich auf Augenhöhe alles gegeben."

Bietet das VDV-Proficamp auch für Trainer eine Möglichkeit sich zu präsentieren?

"Ich bin 63 Jahre alt, 619 Pflichtspiele als Cheftrainer in der Bundesliga, 2. Bundesliga und Europapokal – ich glaube, ich muss mich nicht mehr anbieten, denn dann hätte ich irgendetwas im Leben falsch gemacht. Klar, ich würde gerne wieder als Trainer in einem Verein arbeiten. Seit 2015, nach dem VfL Bochum, habe ich keinen weiteren Verein mehr trainiert. Die Angebote waren zwar da, und sind auch immer noch da, aber ich habe mir glücklicherweise eine Situation geschaffen, in der ich nicht alles annehmen muss. Es muss zu 100 Prozent zur mir passen.
Bei Funny ist es das Gleiche. Auch er will gerne bei einem Verein arbeiten, aber über die VDV oder das Trainingscamp bieten wir uns mit Sicherheit nicht an. Da sind ja auch ganz andere Fähigkeiten und ganz andere Fertigkeiten gefragt, als die, die du normalerweise in der Bundesliga haben musst. Die Arbeit kann man nicht unbedingt vergleichen, die Trainingsprozesse, –bedingungen und –abläufe bei der VDV haben mit Profifußball zu tun. Aber die Art und Weise, wie wir trainieren und teilweise auch sanktionieren müssten, die sind nicht mit der Bundesliga vergleichbar."

Kann Wille Talent ersetzen oder ist das Talent maßgeblich?

"In erster Linie zählt immer Talent. Was man mit diesem Talent macht, das hat wiederum mit Willen zu tun. Man braucht unbedingten Willen und Disziplin, ebenso muss man auch zurückstecken, auf Sachen verzichten oder eben andere Sachen forcieren. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass Selbstaufgabe gefordert ist. Damit meine ich die Selbstaufgabe eigener Interessen und die Unterordnung im Team. Nur wer den Teamgedanken lebt, kann schlussendlich auch erfolgreich sein. Und ohne jegliches Talent wird man mit Sicherheit nicht in den bezahlten Fußball kommen. Aber ich kenne viele hochtalentierte Spieler, die es nicht geschafft haben obwohl das Talent vorhanden war, weil eben der Wille gefehlt hat."